Das Markuskreuz

Du bist wirklich schon lang nicht mehr im Land gewesen, wie? Lange im Ausland, abgeschnitten von dem internationalen deutschen Newsfeed. Woran gemerkt? Dein Blick da hinten rüber. Das ist ein Kreuz. Nein, kein Christus-Kreuz. Ist nichts Religiöses! Bewusst nicht. Ist mehr so ein Markuskreuz. Wie das Andreaskreuz. Das war früher ja auch eher eine religiöse Geschichte, von der besonderen Kreuzigung eines Heiligen und jetzt ein profanes Zeichen für einen Bahnübergang. Schienenverkehr kreuzt! Rot-Weiß! Das Markuskreuz ist Blau-Weiß. Hat auch nichts mit Religion oder Kultur zu tun. Ist hier nur, weil es uns zeigen soll, dass wir in einer öffentlichen Behörde angekommen sind. Vorsicht Staatszug kreuzt.

Es gibt viel zu wenig Schranken. Der eine da, so ein anderer kluger Mann, der war aber, glaub ich, Engländer, der hat mal gesagt: Freiheit ist das Gegenteil von Widerstand.

Hobbs, vorsicht! Da wärens doch fast in einen Christbeamten hineingerannt.

Grad nochmal gut gegangen. Wo war ich?

Widerstand! Verstehen Sie? Bahnübergänge brauchen keine Andreaskreuze, sondern Schranken, die mich davor Schützen, von meiner Freiheit dumm Gebrauch zu machen und mich von dem Zug überfahren zu lassen.

So muss das Söderkreuz freilich auch mit einer Schranke einhergehen, dass ich hier nicht – wie Sie grad eben mit dem Christbeamten – von rechts niedergerannt werde.

Freiheit ist immer nur so lange gut, wie das Volk klig genug ist, seine eigenen Grenzen zu kennen. Stellen Sie sich nur vor, es wären hier alle so ungebildet und blöd, dass man die Erde für eine Scheibe oder so halten würde. Alte Ideen sind von Gestern, mein Freund.

Wer das gesagt hat?

Ich, mein Freund. Grad eben.

Achtung, wir kreuzen gleich wieder. Immer brav rechts vor links. Haha. Sie wissen doch: so ein Symbol ist nie selbst schuld an seiner Bedeutung. Das machen immer die Umstände.

Jetzt lassen Sie uns aber das Thema wechseln. Sonst landen wir nur noch bei Grundsatzfragen. Und das ruiniert nur unsere Freundschaft.

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