20 – Nachwort

„Aber schon ist es Zeit, dass wir gehen –
ihr um zu leben, ich um zu sterben:
wer aber von uns den besseren Weg bestreitet,
das weiß niemand“
(Sokrates; in: Platon: Apologie)

Sokrates lebte von 469 v. Chr. bis 399 v. Chr.

Vor Gericht agierte Sokrates vermutlich genauso, wie man es von seinem bisherigen Verhalten gewöhnt war. Er zitierte die Ankläger, untersuchte ihre Vorwürfe mit peinlichen Fragen und überführte sie damit, falsche Grundlagen für ihre Vorwürfe genutzt zu haben. Auf den Vorwurf, er verderbe die Jugend, reagierte er zum Beispiel mit einer peinlichen Bloßstellung des Anklägers Meletos.

Sokrates wurde mit einer knappen Stimmenmehrheit für schuldig befunden. In einem zweiten Verfahren sollte die Art der Strafe beschlossen werden. Hier durfte nach altem Brauch Sokrates wieder zu Wort kommen. Er durfte über die Art der Bestrafung mitreden. Anstatt hier jedoch auf eine milde Gnade zu spekulieren, argumentierte Sokrates für eine Speisung im Prytaneion, wie sie nur Olympiasieger erhielten. Diese Dreistigkeit kostete ihn das Wohlwollen derer, die bei der vorherigen Verhandlung noch für seine Unschuld plädiert hatten. Das anschließend gesprochene Todesurteil wurde von einer deutlicheren Mehrheit entschieden.

Seine treuesten Freunde besuchten Sokrates anschließend im Gefängnis. Sie hätten ihm sogar eine Flucht ermöglicht. Seine Weigerung rechtfertigte er damit, dass jede Art von auf Gesetzen basierende Urteile zu respektieren seien. Schlechte Gesetze müsse man ändern, nicht übertreten.

Als Todesart war der Schierlingsbecher vorgesehen. Dabei trinkt der Verurteilte ein lähmendes Gift. Die Lähmungserscheinung beginnt bei den Füßen und steigt über das Rückenmark an. Der Tod tritt bei vollem Bewusstsein in Form von Atemlähmung ein. Vor allem Intellektuelle wählten in der Antike diese Art der Hinrichtung, da sie auf diese Art bis zum Ende mit ihren Schülern diskutieren konnten, Standhaftigkeit bewiesen und ihren Lehren Nachdruck verleihen konnten.

Damit sind die Sokrates Übersetzungen zum Ende gekommen. Ich habe mich bemüht, die alten Texte von Platon, Xenophon und Aristophanes und all die Sekundärtexte der antiken Lehren miteinander zu verweben. Gleichzeitig einen recht modernen Sokrates auftreten zu lassen und die Umstände zeitlos wirken zu lassen, haben mich manchmal ganz schön in die Enge getrieben. Es lässt sich nun mal nicht alles eins zu eins übertragen. Die Antike war die Grundlage für eine zuweilen doch recht andersartige Gesellschaft. Wenn es mir dennoch gelungen ist, Sokrates ein wenig menschlicher werden zu lassen, ihn lesbar zu machen, streitbar und verständlich, dann habe ich doch ein Ziel erreicht. Die Arbeit selbst hat genug Jahre gekostet, jetzt wird es Zeit für das nächste Projekt. 

Was sagt ihr dazu?