Burlesque

Allen Maskenträgern, allen Bühnengängern,
Allen Zwischen- und Halbwesen,
Allen wahren und echten Menschen
Homosexuellen, Transsexuellen,
allen Mutigen und allen True-Nature
allen Besonderen und Wertvollen
allem Bunten und allem Lebenden
und auch: allen Grotesken, Burlesken und Absurden
allen, die wissen, was Ungerechtigkeiten
gegen das selbstbestimmte Leben sind.

 

 

Er prüft im Spiegel sein Makeup
Schaut sich selbst tief in die Augen
Sich selbst schaut er hinters Gesicht
Der Schatten am Lid so blau wie blaue Trauben

Es gibt solche Tage, du weißt nicht, was wird
Wer wird da sein, um dich zu sehn?
Da wird immer einer sein, der dich verehrt
Da wird immer einer aufstehn und gehn

Er erscheint auf der Bühne und wird die Show
Ein kleiner Lichtfleck nur folgt seinem Sopran
Es gibt Augen, die leuchten ihm hinterher,
Dem Grauen Vogel im Kostüm eines glitzernden Schwans

Lass etwas sanfter die Finger am Flügel spielen
Hoch sollen sie schweben, wie Träume, die Töne
Leg meiner Stimme ein Bett in die schmelzende Luft
Worin sich räkeln der Worte Seufzer, ihr Hauchen, ihr Stöhnen

Leg etwas weicher die Schatten mit dem Spotlight
Über mein Kleid, worin sich tausend Sterne befinden
Über die männliche, sich hebende, senkende Brust
Dass meine Konturen im Weltganzen verschwinden

Lass mich ertrinken im Rausch des Applauses,
ist’s gedacht und es neigt sich unendlich tief sein Haupt
Es wallt herüber und durch das Rauschen im Ohr
Oh, wie der Ruf seines Namens gänzlich betäubt.

Kehrt zurück in die Stille hinter der Bühne.
In der Stille vorm Spiegel erscheint sein verwirktes Gesicht
Es waren Milliarden schon Wirt dieses stumpfen Gefühls
Seine Mine so ausdruckslos, überlagert mit buntem Gewicht

Er zeichnet die Farbe von der Haut auf wattene Kissen
Vollgesogen mit dem Glanz und dem Schimmer, dem Bunten
Ruhen sanft sie wertlos im Grab gemeinsam mit anderem Tand
Ruht sanft die Maske, eine Arbeit von Stunden zerlegt in Sekunden.

Lass etwas Luft in die Umkleide, zum Atmen,
Es liegt unter jedem Gesicht noch ein wahres,
Nicht für jeden gibt es die Maske, die dem Wahren entspricht
Nicht für jeden die Farbe, oder das passende Licht.

Er prüft nicht ein einziges Mal im Spiegel
Ob das Kostüm wieder sitzt.
Der Graue Vogel verlässt leise das Haus
Säh man ihn an, man nähm wahr, dass er vor Anstrengung schwitzt.

Weil das Leben nun mal so ist
Weil der Mensch 40.000 Gene besitzt
Und nur ein Bruchteil bestimmt dein Geschlecht
Und du weißt, du bist mehr, mehr als Biologie

Und du weißt, du bist mehr als der Typ
Auf der Straße heut Nacht
Du bist mehr als die Kälte, mehr als das Zittern
In deiner Biologie ist noch was andres erwacht

Etwas, das sich wegduckt beim Anblick von manchem,
das sich aus dem Fenster hinausbeugt
und bereit ist zu lieben,
bereit ist für unendlich viel Leid oder Freud

Und es gibt tausend Regeln
Dagegen nur ein Begehren im Herz
Unter eintausend Wegen
Führt nur einziger heim.

Lass mich, ich bin wie du, ich will lieben
Und Lieben heißt auch geliebt werden
Es gibt tausend Menschen
Myriaden Seelen in Scherben

Er sieht im Schaufensterspiegel vom Makeup
Sind die Augen noch blau
Ist die Wahrheit noch sichtbar.
Der Schatten am Lid so blau wie blaue Trauben

Es gibt solche Tage, du weißt nicht, was wird
Wer wird da sein, um dich zu sehn?
Da wird immer einer sein, der dich versteht
Da wird immer einer kommen und sagen: Du bist verkehrt!

Sie erscheinen auf der Bühne und werden in der Wahrheit die Show
Ein Blutfleck nur folgt ihrem Zorn
Es gibt Augen, die leuchten ihm hinterher,
Gegen graue Vögel haben sich Himmel verschworn.

Wir haben uns nicht mehr im Griff
Der Fuß tritt von oben
Nach unten ins bleiche Gesicht
Mit dem Ausdruck von reinem Gewissen

Sie zeichnen die Farbe von der Haut auf steinerne Kissen
Vollgesogen mit dem Glanz und dem Schimmer, dem Bunten
Ruht sanft er wertlos im Grab gemeinsam mit anderem Leben
Ruht sanft die Maske, eine Leben von Jahren, zerlegt in Sekunden.

Das nennen sie aufräumen,
ganz außen auf ihrer Biologie geht’s ihnen gut
ganz innen, auf dem wahren Gesicht
sollte Scham sein oder wenigstens Wut.

Leg etwas weicher die Schatten mit dem Spotlight
Über mein Kleid, worin sich tausend Sterne befinden
Über die männliche, sich hebende, senkende Brust
Dass meine Konturen im Weltganzen verschwinden

Lass mich ertrinken im Rausch des Applauses,
ist’s gedacht und es neigt sich unendlich tief sein Haupt
Es wallt herüber und durch das Rauschen im Ohr
Oh, wie der Ruf seines Namens gänzlich betäubt.

 

Was sagt ihr dazu?