Mitten im größten Gedränge sich einsam fühlen? Das ist ein altes menschliches Empfinden. Spätestens in dem Zeitalter der Industrialisierung begann es. Nicht wegen der Maschinen, die die Menschen zu ersetzen begannen: wegen der Vielzahl an Menschen, wegen des Gedränges.
Je enger man zusammenrutscht, je mehr Bewegungsfreiheit verliren geht, desto mehr schafft die Seele sich im Körperinnern Platz.
Desto mehr fühlt man in sich selbst hinein und erahnt was dieses Ich doch ein Gleiches ist.
Freiheit und Gleichheit hängen so eng miteinander zusammen wie die berühmten zwei Seiten der Münzen. Das Bedürfnis nach Freiheit: eng geknüpft die Bande zur Gleichheit.
Da redet sich einer um Kopf und Kragen, der behauptet, von Geburt an habe der Mensch das Gefühl für Andersheit, weil alle groß seien und er klein, weil man sich stets messe und immer mit ander zum Entwickeln hin vergleiche. Und der dann seine Intelligenz aufs Spiel setzt, indem er schlussfolgert: das Gleiche sei ein Konstrukt des Geistes, die Andersheit ein natürliches Gefühl des Geistes.
Der verkennt, dass das Kind die Andersheit als Schmerz empfindet und zu dem Erwachsenen aufschaut, weil ihm die Gleichheit in der Seele wächst, sie ihm aber verwehrt wird. Der verkennt, dass die Gleichheit nicht auf Körper sondern auf Seelen gestellt ist. Sie ist das Innere, wogegen Freiheit das Äußere ist.
Freiheit wird mir gewährt, wird mir genommen, wird erkämpft, erstritten, verhandelt.
Die Gleichheit liegt mir bei, seit Anbeginn der Menschheit. Sie wird nicht seit eh gewürdigt. Das ist Errungenschaft des Freiheitskampfes.
Aber vom alt-mesopotamischen Hirten über den jüdisch-ägyptischen Sklaven, vom französischen Revolutionär bis zum syrischen Elendsflüchtenden: je dichter es sich um sie drängt, umso mehr dürstet die in ihnen wohnende Kraft der Gleichheit. Denn dieses Innere, diesr Gleichheit ist ihnen allen synonym zum Bedürfnis nach Freiheit. Wäre ihnen dies dann gewährt, wie muss es sich anfühlen, was große Philosophen schon Seelenfrieden nannten?
Den Radio-Beitrag merke ich mir ja vor. Das ist ein Thema, das mich gerade auch immer wieder anstupst.
Ich bin seit frühestem Philosophiestudium dem werten Slotterdijk gegenüber höchst skeptsch eingestellt. Diesem Interview musste ich schon früh einhakend widersprechen. Ich frage mich, wo wir landen, wenn solche Gedanken wie seine oder die seiner Jünger laut und lauter werden 😞
Ps: sag ja bescheid, wenn du auch was dazu schreibst!
Mach ich. 😉