In der Sonntagszeitung, welche vor gar nicht so vielen Jahren sogar als ein souveränes Blatt angesehen worden war, ließ sich derzeit ein Artikel lesen von einem neunjährigen Jungen, der sich mit einem blauen Cape und einer blauen Maske verkleidet in der Nachbarschaft als Alltagsheld präsentierte. Dem Klischee entsprechend hatte er damit begonnen, am Straßenrand zu warten, ob er alten Frauen hinüber helfen könne. Dem folgte die Idee, an heißen Spätsommertagen kostenlos kühles Wasser den Passanten anzubieten. Schließlich ermutigt von dem bislang ausbleibenden Erfolg aber auch getrieben von dem eifrigen Bemühen, sich in diesen Tagen heldenhaft hervorzutun, war er dann eines Tages in einen Bus gestiegen und zum nächstgelegenen Krankenhaus gefahren. Dort hatte er mit älteren Männern, die zum Beispiel durch Treppenstürze sich die Hüftknochen lädiert hatten, Schach gespielt, sich von einer älteren Dame ohne Haare das Sticken beibringen lassen und einem jungen Mädchen, das schwer vom Motorrad gestürzt und noch schwerer in der Leitplanke gelandet war, Kreuzworträtselfragen vorgelesen, worauf diese sie durch das verbundene Gesicht hindurch wie durch einen weit gezogenen Tunnel murmelnd beantwortete.
Als auch die monatelange Arbeit im Krankenhaus ihm nicht das Gefühl vermittelte, ein echter Held zu sein, setzte er sich hin und schrieb jener anfangs genannten Sonntagszeitung einen Artikel. Die Überschrift lautete: Wieso kann man heutzutage kein Held mehr sein? Sehr kindlich schilderte er seine Erlebnisse. Die Antwort blieb er – ebenso kindlich – schuldig.
Der Artikel wurde im Internet stark kommentiert.
Im darunter befindlichen Forum gab es kaum Lesermeinungen, die der Psyche des Neunjährigen gut tun würden.