Kinder

Wo du auch gehst Wie Schatten folgen dir deine Kinder Legen sich an Wände, Auf die selbe Art wie du Legen sich ins Zeug Mit der selben Kraft, Die du ihnen zeigst. Wo du auch treibst Wie Blumen öffnen sich deine Kinder Legen ihre Augen auf die Welt Wie Stempel, deren Eindrücke Du ihnen erlaubst Legen ihre Farben in die Jahreszeit Wie kleine Blütenstaubexplosionen Unter der Zeitlupe des Lebens Was du auch sagst Wie von selbst Hörst du dich aus ihren Gedanken heraus Siehst du ...

Der Glaspalast der Katzen

Wohin Katzen verschwinden, wenn sie davonlaufen. Aus ihrer Heimat. Von den sie Liebenden fort, die dann Suchplakate für sie aushängen: Durch feuchte Unterführungen, die so stark nach Urin stinken, dass Menschen lieber den ihnen verbotenen Weg über die Gleise hinweg nehmen und bereits Absperr- und Sicherheitszäune niedergetrampelt haben. Zu den Stadträndern hin, deren Felder schon seit Jahren von Bauern vergessen werden, überwuchern und von Insekten überbevölkert. Hinter die nach Moos und ...

Das Netz des Lebens

Erster Schritt: Familienzeit. Alles fährt runter. Der Blick richtet sich nach innen, je dunkler es wird. Alles geschmückt. Überall Glanz an den Fassaden, der sich in den Augen spiegelt. Zweiter Schritt: Silvester. Überall sagen sie: Altes endet, Neues beginnt. Vorsätze. Darum blickt man zurück. Blick von innen heraus auf das eigene Leben und die Entscheidungen gerichtet. Letzter Schritt: Selbstmord. In dieser Zeit mehr denn je. Weil man sich versieht. An den entscheidenden Dingen vorbeiblickt. ...

Wenn ich mich auseinandersetze

Mit dir

Ich jedes Teil auseinandersetze

Von mir

Und am Ende immer noch ein Teil fehlt

Wir setzen uns wild aneinander

Fügen uns zum neuen Chaos beinander

Werden ein Teilchengestöber

Vorzüglicher Güte

Wenn dann ein Teil fehlt

Von uns

Teilen wir uns die Lücke

Wir zwei

Und setzen uns nicht mit der Suche

Auseinander

Sondern mit uns

Dem Teil aus Teilen

Dem Einen aus Zwei

Sonntag

Lass dir mit mir

Den letzten Rest Sonntag

Auf der Zunge zergehn

Lass uns wie Wolkenschatten

Ganz gemächlich

Übers Leben drüber ziehn

Lass uns gemeinsam

Den Abendglanz genießen

Lass mich nicht allein

Die Sonnenblumen gießen.

Die Einschulung

Es war schon merkwürdig, wie sich die Gesprächsthemen bei Tisch verändert hatten. Da war mal eine Zeit, in der man einfach schweigend an einem Grill gestanden hatte, Schulter an Schulter, in die Glut geblickt hat und alles war gut. Man nannte so was: „Den Gott einen lieben Mann sein lassen“. Und während die Tischgespräche dann langsam gewechselt waren zu bedenklichen, politischen Zuständen, man sich über Präsidenten genauso intensiv unterhielt wie über die Schreibfähigkeiten deutscher ...

Lebenslänglich (3/3)

Anfang verpasst? Hier klicken für Teil 1 Hier klicken für Teil 2. Steven war verdammt gut im Pokerspielen. Er erkannte einen Bluff. Und er verstand es, zu kontern. „Sie tun mir Leid.“, antwortete er deshalb dem Direktor auf dessen lange Ansprache. „Ganz ehrlich. Sie haben ein so gut sortiertes Haus, führen die Anstalt mit so viel Eifer und Übersicht. Sie bekommen sogar mit, wenn ihr Vorzeigenazi sich mit dem Vorzeigetunesier anfreundet, ihrem politischen Abschiebefall. Aber sie bekommen ...

Mein fremder Blick

Ich mag den Blick
durch fremde Fenster
In fremde Küchen
Wenn keiner da ist
Nur das Licht
Das ein Stilleben
Einer beliebigen Familie
An einem beliebigen Tag
Einfriert.
Dann denke ich immer:
Wie schön!
Hier wär ich gern einmal Gast
Dann wär nichts mehr fremd
Und nichts mehr beliebig
Und was still wär würd leben.