Syrien, 11.04.18

Ich steh hier So fest, wie eine Faust in den Boden gerammt Und es wirbelt auf und um mich herum Staub, Asche, Stein, Trümmer und Splitter Träume und Traumata der Kinder In Einzelteilen zerlegt Heben sich bunte Blätter von Magazinen Könnte auch Geld sein Und grauschwarze Hüllen von Minen Könnten auch Schutzschilde sein Im Tanz mit Stimmen, die Schreien Und während die Welt sich um mich dreht Trifft mein Auge auf Das Titelbild des Magazins USA Präsident rote Linien einmal quer Durch alle Bücher ...

Die Kinder von Hameln (2017 – revisited – urbietorbi)

Ich seh in den Augen der Kinder: Diese Tage sind schwarz und schwer Wie die Regenasche auf toten Städten Wie Ascheregen zwischen zwei Sekundenschritten. Ich seh in den Augen der Kinder: Diese Tage sind endlos und zäh Wie von Hungerschwämmen verwischt Wie von Schwemmfluten radierte Horizontwege In den Augen der Kinder Spiegeln Straßen sich weit ins Irgendwoirgendwann Diese Tage sind verschoben und jäh Ich seh: Straßen, die ausweglos sind Augen der Kinder Die offen bleiben Während andernorts Man ...

Vater McKenzie (Repost)

In seiner sauberen Handschrift berühren alle äußeren Buchstaben die Ränder der Blätter und oben und unten: ein schwarzer Strich. Vom Fenster, das zum Rosenbusch zeigt, Ist ein einzelnes Quadrat blind Auf dem Fensterbrett stehen sie noch: Zwei Porzellanjungs, die angeln. Im verstaubten Buchregal Steht Kierkegaard mit zerfleddertem Einband Fest und streng an den Herrn der Fliegen gepresst Ein muffiger Dunst konserviert in den Seiten. Durch den windschiefen Eingang Blickt man auf den gigantischen ...

Trendwende (Repost)

Wir erleben eine Trendwende Mit Argumenten so dünn wie japanische Trennwände Ich kann nicht glauben Dass alle, die Gaffen, so dumme Sachen machen wie Malaysiche Affen Die nicht einfach nur brüllen Sondern aus Angst, die eigenen Bäuche würden nicht füllen sich plötzlich versammeln Wahnsinniges stammeln, mit Steinen und brennenden Flaschen Heime anzünden und lachen Wenn ein Stück ihrer eigenen Heimat brennt Nicht mal begreift, nicht mal erkennt Der eine, der aufs Feuer zurennt, dass er das ...

Vera Icon – Essay

Das Vera Icon ist das Nonplusultra des Bildes. Es zeigt wie magisch das Bild sein kann. Es fängt auf, löst, ohne die Realität zu beschädigen, einen wesentlichen Ausschnitt aus der Realität und fängt diese ein, erhält sie, formt sie zu einem über die Zeit hinausdauernden Objekt. Wir tragen die Bilder mit uns herum, über unseren Tod hinaus und transportieren das Leben der Gegenwart so wie mit einer Flaschenpost durch die Zeit in die Zukunft. ...

Der Mensch auf den Stufen

Wie kann der Mensch
der zwischen Mauern
auf Stufen steht
die abwärts führen
in die Gassen der Nacht
an einen Gott glauben
oder einen Sinn
ein Wort, das erklärt und das stimmt
ein Laut, der in allem enthalten, in allem klingt
?
Wahrscheinlich kann er es
nie
Wahrscheinlich
legt er die Hände an die Mauern,
spürt deren Massiv, erschauert,
resigniert
An den Händen klebt Staub
In der Seele wuchert
Zerfall.

Schwarzerde

Schwarzerde wölbt sich Nur der aufrechte Mann wird bestehen Liegst unter Steinen, unter Tränen, unter den Wolken, unter uns, unter unseren Gedanken, unter den Wurzeln, unter Worten, unter Gebeten, unter dem Leben, liegst. Schwarzerde strömt in den Äther Der bußfertige Mann wird bestehen. Schweigst von der Stille, von der Andacht, von dem Gedenken, vom Leben das war, vom Wasauchimmerjetztist, schweigst wie ein Grab. Schwarzerde ist dein Reich, deine Kraft, deine Herrlichkeit. Die Randkinder ...