Wovon ich träume

Ich träum vom Geräusch
Lautloser Kriegsmaschinen
Weil ich weiß, dass Krieg heute stumm ist.
Und überall unsichtbare Soldaten:
Krieg, von dem alle reden.
Ich träum vom Geruch
Der Rauchsäulen der Himmelskuppeln,
Die den Horizont säumen
Wie Grenzwächter mit schwarzen Gewehren.
Weil jeder weiß, dass Krieg heute unsichtbar ist,
Gespielt hinter den Kulissen.
Von morallosen Spielern
Mit dem ältesten Einsatz der Welt:
Das Blut der Anderen.
Ich träum von den Wünschen,
Aus denen Kriege geboren werden,
Vom Augenblick, da die Wunschblasen platzen
Und fruchtbares Hasswasser die Wehen
Einläutet.
Ich träume vom Gebären des Tötens.
Ich träume von eintausend Stimmen,
Die im Hintergrund über Dinge reden,
Immer wieder und wieder,
Damit Worte wie Ehre, Stolz, Nation oder Grenze
Wertvoller werden als Liebe, Leben, Heimat und Frieden,
An Börsen wird mit Sturmanleihen gedealt,
Weil niemand genug Fantasie hat,
Einer Morus-AG Gewinn zuzutrauen.
Ich träume von Wolken, aus denen bleiern es regnet
Von den Argonauten, die bekümmert
sich unter Aithons Flügelschlag ducken,
Der auf dem Weg ist
Allermanns Lebern zu zehren.
Ich träum von den Nächten,
Die sich nähern
Von den Tagen,
Die sich entfernen.
Von den Kindern, die sind
Und den Fragen, die stellen werden
Und den Fragen, die stellen sollten
Ich träum von den Gedanken, die war haben und hassen
Und trotzdem tun werden
Ich träum von dem Urteil der Zeit.
Ich träum von Musik
Und das alles in den Stunden
Ehe ich endlich einschlafen kann.

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