Wie wir geworden sind – Essay

Wir leben unsere Leben inzwischen einfach nur vor uns hin. Wir umgeben uns mit Ablenkungen, um das nicht mehr wahrnehmen zu müssen, was uns das offensichtlichste geworden ist: dass das Leben ein gewaltiges Mysterium ist, nebulöser als des Stiefmutters sprechender Spiegel, unlösbarer als die Frage nach dem Verbleib des Nibelungenschatzes. Wir sind Treibgut und führen uns auf wie Luxusyachten. Wir sind Menschen und schweigen regungslos wie Götter.

Zynismus – Essay

Der Kyniker Diogenes Laertius sagte einmal: „Ein reicher Mann ohne Bildung ist ein Schaf mit goldenem Vließ.“ Oh, ich liebe die Zyniker. Der Kynismus ist genau meine Sache. Der Begründer dieser Schule ist nicht, wie man landläufig vielleicht vermuten mag, dieser ältere Mann, der in einem Fass lebte, sondern eigentlich gilt Antisthenes von Athen als erster Kyniker. Und dieser wiederum war einer der Fans des Sokrates. Erst sein Schüler war der berühmte Diogenes und erst dem gelang es a) ...

Das Unbequeme – Essay

Die unbequemsten Menschen sind die, welche zum Zweck zu schlecht und zu[m] Mittel zu dumm sind. (Sophie Mereau-Brentano)   Meiner Erfahrung nach ist die Unterscheidung zwischen Zweck und Mittel nicht mehr so leicht zu verstehen. Man muss es mit dem Sprichwort erklären, eine Sache geschehe als „Mittel zum Zweck“. Ein Zweck ist ein Ziel. Und wenn Kant sagt, man darf nie einen Menschen als Mittel verwenden, stets immer nur als Zweck, dann bedeutet das: Jedes Handeln soll auf das Ziel „Mensch“ ...