Das Jahr der Stürme

Wenn du so mit mir vor der großen Glaswand stehst, dass meine Hände auf deinem schwangeren Bauch liegen und das Zimmer so schwarz ist wie draußen die Nacht über den Wäldern. Wir sehen das Wetterleuchten. Der zwölfte Sturm dieses Jahr schon. Sind wir in die Stürme gezogen? Leben wir, wo die Blitze herkommen? Wir sind den Himmeln ganz nah hier. Unsere Kinder nennen es das Sturmgrollen. Oder Windtrommeln. Die anderen nennen es Unwetter. Dabei ist das hier, wenn überhaupt, Wetter. Echtes ...

Ein Titel Hetzjagd

Ein Titel Hetzjagd Dem Mädchen ein Stein Fass es an Bluten werden die Schuldigen Am Grab ihres Opfers Göttliches Urteil Schuldblut so kalt wie Druckerschwärze Schuldblut so rein wie Titelseiten Dem Mädchen ein Atemschrei Dem Mädchen ein Gnadenstern Der ihr die letzte Stunde Erinnerung Aus der im Brustkorb schlummernden Seele streicht Keine Seele hat verdient Mit dieser letzten Stunde zu warten Auf die und in der sternlosen Ewigkeit Ein Titel Für eine Hetzjagd Zur Sühne Homo Sacer! Der letzte ...

Die Stadt träumt von der Stille

Die Welt träumt wieder
Wieder ist Deutschland ein Phantom
Europa zerreißt es wieder
Wieder Sturmzeichen
Die vom Horizont drohn

Die Welt, sie träumt vom Fliegen
Europa wachsen aber keine Flügel
Es treiben gefährliche Wurzeln
Lockernd die Lockungen
Durch Alles tragende Hügel

Die Stadt träumt von der Stille
Unter jedem Schritt rumorts
Es treiben tektonische Wellen
Auseinander ein jedes Wort

Bolaffi angelo

„Fliegenschiss“

Eine vollkommen ahistorische Fliege, gar von jener sowohl eintägig als auch bremsenden Art, entledigte ihre ebenso ahistorischen Fäkalien kurzerhand und gedankenlos auf einem kleinkarierten Sakko. Da sie von nur unbedeutender Art ihr Dasein fristete, hegte sie kaum Interesse an den Worten, welche aus unmittelbarer Nähe an sie gerichtet waren. Es interessierte sie recht wenig, nun landweit als Nazi diffamiert worden zu sein. Statt dessen verließ sie das gar laut röhrende Zentrum, derer sie sich ...

Wenn die Welt

Wenn die Welt grad wieder Kopf steht
Mach das Fenster auf und schrei
Reiß dich zusammen lieber jetzt als gleich
Mach die Bühne wieder frei!

Wenn die Welt grad wieder durchdreht
Und der Boden unter dir zerbricht
Leg dir den Sonnenscheim vom Träumen
Draußen im Stadtpark ins Gesicht.

Letzte Sendung

Berlin sagt letzte Meldung Leben Sie wohl - es war uns eine Ehre Das Gesicht ist bleich Die Augen flackern kurz Dann ganz starr und fest Die Augen sagen: halten Sie durch, Kämpft, bleibt stark Vor allem: bleibt! Die Hände liegen flach auf dem Pult Kein Zittern Keine Angst, kein Zorn, Keine Emotion Perfekter Journalismus Der sagt: leben Sie wohl Keine Ratschläge Keine Verweise Außer die rückwändige Einblendung: Die Letzten auf Sendung Europa schweigt Erschreckender: keine ...

Wo wir stehen

Wo wir stehen?
Sieh dich um: auf Eiskristallen
unter Halbhimmeln
zwischen Vergebungen
deren Werte verloren gingen
wie Brotkrumen

Wo wir stehen?
breitbeinig im Niemandsland
Grenzen, die vom Vergessen gezeichnet sind
Mauern aus Bibeln gebaut
kalt wie die Nacht ohne Sterne

Wo wir stehen
sind immerhin wir
und wir halten uns
aneinander
wie Stachelschweine.

Kalt wie die Nacht ohne Sterne
deren Werte verloren gingen
wie Brotkrumen
aus Eiskristallen
von Halbhimmeln
gestürzt
durch Wolken
aus Glas.

Villon grüßt alle Vagabunden

Mich um Kopf und Kragen reden

Früh gelernt

Jede Schlinge einmal Probetragen

Schnell geliebt

Jeden Weg nur gehn, wenn er ins Dickicht führt

Hoch geschätzt

Recht hohe Bäume besteigen um der Welt das Hinterteil zu zeigen

Qualitätsgeprüft

Je höher du steigst, desto lustger sich’s pfeift

Mit der Sitzfleischtrompete

Klingt die Hymne der Menschheit

Gleich doppelt so süß!

Burlesque

Allen Maskenträgern, allen Bühnengängern, Allen Zwischen- und Halbwesen, Allen wahren und echten Menschen Homosexuellen, Transsexuellen,  allen Mutigen und allen True-Nature allen Besonderen und Wertvollen allem Bunten und allem Lebenden und auch: allen Grotesken, Burlesken und Absurden allen, die wissen, was Ungerechtigkeiten gegen das selbstbestimmte Leben sind. ...

Signs

Ich lege meinen Arm um dich Ganz nah bei mir zu spürn Die Straße läuft auch ohne mich Woanders hin zu führn Der Regen malt seit Stunden Die Welt in Streifen an Die Fenster durch die Runden Auf unsrer Impressio Lebensbahn There are signs, which way to go There are signs, which way to stay Die Leuchtreklame blitzt Sterne Funkeln in den Tropfen auf der Sicht Verrinnt die Zeit. Komm wir gehen Nirgendwo hin als nur zum Licht. Die Himmel sollen stürzen Kann man überall, warum nicht hier mit mir Gibt ...