Analyse und Interpretation eines Fantasy Romans – Annina Safran: Der Spiegelwächter (4)

Zu der erste Stunde geht es hier, die zweite liegt unter diesem Link und die dritte hier.

 

Ich gestehe, dass es mir so einfach nicht gelingen mag, die für mich alles entscheidende Frage gewinnbringend zu beantworten: wie kann ich die digitalen Medien maximal förderlich nutzen?

Aber mit der heutigen Methode sollte es zumindest gelingen, einen anderen Anspruch zu befriedigen: wie kann man mit geringstem Mitteleinsatz einen Maximalerfolg erzielen.

 

Aber wir beginnen inhaltlich: nachdem in den ersten Stunden vor allem das Thema des Romans beleuchtet wurde, soll es nun um die Protagonistin gehen. Allen voran dürfte auffallen, dass die Figur aneckt. Sie ist vorlaut, widersetzt sich von Natur aus Autoritäten, möchte ihren eigenen Weg gehen, ist gleichzeitig dabei vorsichtig, neugierig und am Ende doch bereit, auf die ihr gebotenen Alternativen einzugehen.

Kurzum: Für Erwachsene ist es klar, dass Ludmilla sich in der Pubertät befindet. Was das genau bedeutet, dafür kann zunächst der folgende Basistext helfen:

 

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Basistext 1 – Ernst Pöppel Chaos im Kopf

 

Wir haben zunächst einmal einen Sachtext vorliegen, mit dessen Hilfe wir nicht nur sehen können, was genau Pubertät ist, er bietet uns auch die Möglichkeit, mit seiner Hilfe, Ludmilla zu studieren. Daher lautet der Arbeitsauftrag der ersten Einheit:

 

AA: Nutze wieder die Kommentarfunktion. Diesmal untersuche zwei Dinge: a) Was genau versteht der Autor unter Pubertät b) gibt der Text Hinweise, ob Ludmilla in der Pubertät ist?

Verwende in den Kommentaren auch die Markierung a) bzw. b), damit man erkennen kann, auf welche der beiden Fragen du dich beziehst.

 

Alternativ zu a) oder b) kann man auch ein neues Bearbeitungs-Tool einführen, nämlich die Markierung einzelner Satzteile mit dem digitalen Textmarker, der sich in verschiedene Farben einstellen lässt.

Der Vorteil von letzterem wäre, dass man gleichzeitig den SuS einen sinnvollen Markierungszweck näherbringt: Nur das Markieren von Wesentlichem, in mehreren Farben, um verschiedene Aspekte herauszuarbeiten.

 

Man sollte noch einmal darauf hinweisen, dass die Kommentarfunktion dafür genutzt werden soll, um das vorliegende Wortmaterial durch die eigene Wortwahl umzuformulieren. Im Falle von Untersuchungsaspekt b) ist der Beweis interessant. Starke Lerngruppen können sofort darauf hingewiesen werden, dass alle Behauptungen mit passenden Textstellen aus dem Roman belegt werden müssen.

Bei schwachen Lerngruppen ist es sinnvoll einen zweiten Arbeitsturnus durchzuführen. Nachdem der erste Arbeitsauftrag erledigt ist, gilt es nun, die eigene Arbeit selbst zu überprüfen:

 

AA: Beweise deine Behauptungen in b), indem du für jeden Kommentar eine passende Textstelle aus dem Roman hinzufügst.

 

Hier liegt es im Ermessen der LuL, inwieweit man hier streng vorgeht und das korrekte Zitieren einfordert, oder ob einem Textverweise erst einmal genügen.

 

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Fragen wir unsere Klasse nach einem Fazit, werden wir möglicherweise gemischte Antworten erhalten, die von „Ja, sie ist pubertär“ bis „Nein, sie hat einfach nur einen sperrigen Charakter“ reichen. Allein darüber kann eine schöne Online-Diskussion stattfinden, wir wollen dieser Diskussion aber eine Bereicherung anbieten:

 

Mark Twain Anekdote

 

Das Schöne an der Anekdote: Sie zeigt das Widerspiel zwischen dem Pubertären und dem reif gewordenen Erwachsenen.

Ich persönlich halte viel davon, Texte zunächst einmal wirken zu lassen und sobald sie von jedem gelesen sind, einzelne Stellungnahmen zu erfahren und zu sehen, wie dieser Text mit der Lebenswelt der SuS korrespondiert. Nach einem anfänglichen Dialog bietet sich ein geistreiches, kleines Spielchen an, bei welchem man nichts braucht, als einen Partner oder eine Partnerin (es kann gleichermaßen spannend als auch problematisch sein, hier Geschlechter zu mischen) und jeweils ein Handy.

 

AA: Setze dich mit deinem Partner auseinander: einer von euch schlüpft in die Rolle von Ludmilla, der andere in die Rolle Mark Twains. Ludmilla befindet sich am Ende des 7. Kapitels. Sie schreibt um Rat suchend Mark Twain eine SMS. Natürlich antwortet Mark Twain ihr und versucht ihr Ratschläge zu geben. Gestaltet einen fiktiven SMS-Dialog. Achtet darauf, dass Ludmilla ihre Probleme, die sie mit Uri und Mina hat, angemessen schildert und passt auf, welchen Rat sie sich wohl erhofft!

 

Eine Variante dieses Spiels böte sich an, indem man eine andere literarische Figur mit ähnlicher Problematik in einen SMS-Dialog mit Ludmilla verwickelt:

 

Setze dich mit deinem Partner auseinander: einer von euch schlüpft in die Rolle von Ludmilla, der andere in die Rolle von Harry Potter (1. Band). Sie tauschen sich aus über ihre Enttäuschung, von ihrer Familie die ganze Zeit belogen worden zu sein. Welche Ratschläge werden beide einander wohl geben? Was haben die beiden Figuren gemeinsam? Was unterscheidet sie voneinander?

 

Hierbei wäre eine angemessene Textstelle sinnvoll, etwa wenn Harry sich zum ersten Mal mit Hagrid auf dem Weg in die Winkelgasse befindet, o.ä.

 

Die Ergebnisse können leicht gesammelt werden: die SuS müssen lediglich Screenshots von ihrem SMS-Verlauf machen.

 

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Den Abschluss bildet nun das achte Kapitel; und damit die Geschichte von Minas Teenagerzeit in Eldrid.

 

AA: Lest nun noch einmal das achte Kapitel. Hier erfahren wir, was Mina als Teenager erlebt hat. Vergleicht nun Minas Pubertät mit der von Ludmilla. Wo liegen hier Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Welche Gründe gibt es für Mina, dass es ihr ausdrücklicher Wunsch war, Ludmilla aus Eldrid fern zu halten?

 

Der Witz hierbei ist ein für uns Erwachsene offensichtlicher: Mina hat aus ihren Fehlern der Teenagerzeit gelernt und möchte vermeiden, dass Ludmilla die Fehler wiederholt. Gleichzeitig hat jeder Fehler nicht einfach nur Konsequenzen gehabt, sondern sogar die Welt gefährlicher gemacht. Damit könnte Mina eine Welt vorbereitet haben, in der Ludmilla sogar in (Lebens-Gefahr) geraten könnte. Es geht also um mehr als nur das Vermeiden von weiteren Fehlern. Es geht darum, keine größere Schuld auf sich zu laden.

Um diesen Aspekt deutlich zu machen, kann ein weiterer SMS-Verlauf helfen, diesmal müsste Mina aber in Dialog treten. Und da sie mit Ludmilla wahrscheinlich nicht darüber reden kann, bietet sich nur Uri an:

 

AA: Mina versucht ein letztes Mal, Uri davon zu überzeugen, dass Ludmilla nicht nach Eldrid darf: Sie will Uri ihre kompletten Sorgen und Ängste mitteilen. Da Uri unbedingt Ludmillas Hilfe möchte, wird er in diesem Gespräch bereit sein, Mina unvermittelt zu sagen, was er denkt, warum sie sich so stur verhält. Gestaltet erneut einen SMS-Streit und präsentiert die Screenshots eurer Diskussion.

Was sagt ihr dazu?