Der Aussetzige aus verlorener Ehre

Die Geschichte von Mohammed Wolff war eine höchst eigentümliche. In einem Land unter jenen Bedingungen erzogen, welche dort üblich und gebräuchlich waren, gelangte er zu Überzeugungen, Ansichten und Verhaltensweisen, die ihm höchst normal vorkamen, gleichgültig, wie fern sie uns auch heute und hier erscheinen mögen. Als die Umstände in seinem Land derart widrig wurden, dass sie ihn zur Entscheidung brachten, in einem anderen Land sein Glück zu versuchen, geriet er ohne es erwartet oder ...

Sieh nur! (Sonett)

Sieh nur! Der Himmel wird gestreift. Die Worte sind zum Flug gereift Sieh nur! Bald können wir es spüren Wenn sie am Boden detonieren Und sieh, sie zeichnen neue Horizonte. Man tat wirklich alles, was man konnte Und hör: was soll man sinnlos diskutieren Wenn sie am Boden detonieren Sie wollen Masken von Damaskus reißen Und Krieg soll wieder Frieden heißen Sie wollen, dass die Welt im maximalen Farbenrausch ertrinkt. Sie säen Blut und ernten Macht Sie streuen Feuersamen in der Nacht Wir brennen ...

Visionen

Vor Zeiten, da in der Stadt alle Bewohner über all die Dinge Bescheid wussten, die es zu wissen gab über alle Nachbarn und alle im Viertel, ja über alle in der ganzen Stadt, da war es so, dass niemand sich für irgend etwas anderes als die eigenen Belange interessierte. Man war zufrieden in einfachster Manier sich einzuschließen und den Schatten an der eigenen Wand mehr Bedeutung beizumessen als dem Tageslicht oder den Gegenständen, die für die Schatten verantwortlich waren. Irgendwann hatte ...

Euphorutopia

Du sagst, ein Leben mit Tonic Sei möglich, aber ginlos Und echte Hipster gibts nur Hinter den Bärten in Berlin, Berlin, Berlin. Du legst den Arm auf diesen Frühling Gemütlich in den Fahrtwind dieses Tags Und niemand sagt dir, wo es hingeht Und wen du mit dir nehmen darfst, darfst, darfst. Es ist Mitten im April, Genau die Mitte deines Lebens Lass dich in Booten treiben: Sonnen- und Wasser-Nostalgie Treib durch deine eigne Hormonblutbahn Genieß die Ströme der Euphorutopie Kaufrausch die Image-Abziehbilder Sind ...

Paris je t’aime: Die Irrwege des Charles Leroy (2)

Nun, da Charlot zum ersten Mal zu recht später Stunde am Place de la Bastille stand, überkam ihn das Gefühl, am wohl trostlosesten und heruntergekommensten Flecken der Erde zu stehen. Es lag viel Unrat auf den Straßen. Und der Wind konnte auch nicht mehr, als diesen gegen den Sockel des Elefanten zu treiben. Die Straße war bucklig und so aufgeqollen, als kranke die Erde hier an den schlimmsten Schwären. Und über allem diese großen, weißen Augen, dieses schwermütige Antlitz des schweigsamen Ungetüms, dessen Schatten wie zerrissene Leinen kreuz und quer über den Platz kragten. ...

Begegnungen – ein Essay

Martin Buber schrieb „Die fundamentale Tatsache der menschlichen Existenz ist der Mensch mit dem Menschen. Was die Menschenwelt eigentümlich kennzeichnet, ist vor allem andern dies, dass sich hier zwischen Wesen und Wesen etwas begibt, dessengleichen nirgends in der Natur zu finden ist.“ Wir Menschen sind schon merkwürdige Wesen. Gefangene sind wir regelrecht. Jeder von uns sitzt eingepfercht in seinem körperlichen Gefängnis voller Sinne und wir blicken aus unserem Gefängnis hinaus in die ...

Im Frühling der Worte

Im Frühling der Worte
Knospen zwischen den Silben
Langsam Bebäumungen hervor
Langsam wuchert es innwändig grün.

Es recken sich Kräfte
Aus verschlafenen Wildungen
dornschwanzbewehrte Lautlianen
Offen nach 100 jährigem Schlaf

Die Wege öffnen sich
weiten sich, breiten die Schultern
aus Schwarzgeäst äugt nun das Bunt

Die Dichtungen deuten sich
ausgesandt der Eulen Bote ins Land,
das nur von Grausyntaxiomatien begrenzt