Kinderfänger (3)

  Den Anfang verpasst? Hier geht es zu Teil (1) Hier geht es zu Teil (2)   „Steig jetzt aus, Lev.“, sagte Onkel Vic so gutmütig er konnte. Lev konnte ihm noch nicht einmal böse sein. Er meinte es ja gut. Mehr als nur der Dorfpolizist war Vic ja auch wirklich der Bruder seiner Mutter. Und als solcher fühlte er sich ganz besonders für Lev verantwortlich und um sein Seelenheil besorgt. Hätte er damals auf Tom und Lev gehört, läge Clementine vielleicht heute noch in ihrer Wiege. Es ...

Kinderfänger (2)

Dies ist der zweite Teil der Kinderfänger-Shortstory. Auf Instagram wurde gewählt, ich soll wieder eine Horrorstory schreiben. Und was eignet sich besser, als die vielen verschwindenden Kinder in einer kleinen Gegend, in der jeder jeden kennt. Außer die Frau mit dem Sportwagen. Zum ersten Teil geht es hier.   „Clementine, wie kann man sein Kind Clementine nennen?“ „Es hat halt jeder einen anderen Geschmack, Schatz.“, Levs Vater kratzte sich unter der Kravatte. „Muss ich das ...

Kinderfänger (1)

Nach der Instagram-Wahl ist die Entscheidung wohl auf "Horrorshortstory" gefallen. Dann wollen wir mal langsam Anlauf holen und das Setting vorbereiten.   Bei jeder Gelegenheit erzählten Levs Eltern, er würde nicht rauchen. Das war so einer dieser Stolz Momente, in denen sie sich so unerträglich sicher waren, dass ihr Kind wenigstens eine Sache richtig machte im Leben. Sie redeten immer von der großen Geschichte. Gemeint war, dass Lev damals mitbekommen hatte, wie sein Großvater bei ...

Friday for Future (essay)

Friday for Future Das Interview, das Anton Hofreiter am 15.3.19 mit dem DLF führte, war höchst spannend. Es war ein Musterstück misslungener Kommunikation; ein rhetorisches Prachtstück wie bei Samuel Beckett. Der Journalist stellte Fragen, Hofreiter verweigerte die Antwort. Seine Begründungen waren zunächst nicht konkret, weshalb er sich denn hier so verweigerte. Erst als ihm vorgeworfen wurde, er weiche aus, also ihm implizit vorgeworfen wurde, er verhalte sich wie doch viel zu politisch-weltfremd ...

Lichternte

  Über der Stadt hing ein Zementhimmel. Es regnete nicht. Aber wenn man genau hinsah, dann hingen dünne, lose Fäden von dem Himmel herab. Und an jedem kondensierte die Luft zu silbrig-grauen Tropfen. Wenn man darunter stand und hochblickte, dann musste man schon sehr genau hinsehen. Man musste so gute Augen haben wie nur wenige. Einer von diesen Wenigen war der Herr mit dem weißen Hut, der auf seinem Weg zur Arbeit bei dem kleinen Zigaretten- und Zeitschriftenhäuschen immer kurz verweilte. ...

Penetration (Essay)

Der vorliegende Text stellt mein vielleicht erstes Essay dar. Ich schrieb es mit ca. 16. Man verzeihe die vulgäre Sprache und die Kürze der Gedanken.   Manchmal fühlt man sich wie penetriert. Thomas sagt gern und oft dummficken dazu und meint, was niemand besser als Madonna-Freund Richie in Snatch klasse auf den Punkt gebracht hat: Hunde jagen Hasen, der Verlierer wird gefickt. So richtig gefickt? So richtig gefickt! Dummficken ist eine Stufe weiter. Du wirst gefickt und bemerkst es erst, ...

Bandprobe – (The Road is Mercy)

Wenn man mich ärgern wollte, musste man nur Tom erwähnen. Ich mochte den Kerl eigentlich. Aber er ging mir in letzter Zeit gegen den Strich. So, als ob er einen anderen Takt spielen würde, wie ich. Schwer zu beschreiben. Schwerer zu verstehen. Ich war jedenfalls nicht froh darüber, dass Lew und Liza abgesagt hatten. Aber ich hatte den verdammten Song geschrieben und jetzt wollte ich ihn wenigstens dingfest machen. Das ist auch so eine Sache, die schwer zu beschreiben ist. Musik ist so ähnlich ...

Ruhrgebiet 2019

Das Ruhrmuseum in Essen behauptet, die Menschen im Ruhrpott haben sich immer mit dem Prädikat der Männlichkeit selbstinterpretiert. Hier sei das Malochen wesentlicher Bestandteil der Selbstinszenierung, der Selbsterfüllung, vielleicht sogar des ganzen Selbstes. Fußball, Mantas, Reihenhausromantik, Straßenkinder, Trinkhallen, Industriecharme, Ruß statt Rouge. Und alles läge zerbrochen und im Wandel einbegriffen. Der Mann ist deutschlandweit nicht mehr das, was er einmal war. Männlich nicht ...

Sorry Greg, das Leben gibt’s nur Scheibchenweise – (3): Sorry über Internetcomics

Nach Teil (1) und Teil (2) von Haerzenswort, geht es endlich hier weiter: Christine sagte mir, dass ich mir nicht den Kopf zu zerbrechen bräuchte. Sie zeigte mir, um ihre Worte zu bestätigen, ein Bild auf ihrem Handy. Ein Comiczeichnung aus Amerika, meiner Meinung nach ganz offensichtlich von einer Frau gezeichnet, die Probleme damit hatte, zu sensibel zu sein. Der Spruch, den mir Cristine auch laut vorlas und sofort übersetzte, so als ob ich das nicht auch gekonnt hätte, lautete: „Manche ...