Woran Anna Levogt bei Schlaflosigkeit denkt

Ist mir nicht schade, dass die Grenzen immer mehr geschlossen werden. Mache keinen Urlaub in Europa. Im Flugzeug gibt's keine Grenzen. Außer die Sicherheitskontrollen am Airport. Alles in kleinen Fläschchen. Die großen Flaschen bleiben zu Hause. Und jammern. Köln war mal meine Lieblingsstadt. Heute alles nicht mehr mein Deutschland. In Israel ist wieder eine Drohne abgeschossen worden. Kriege sind heute nur noch für Elektroschrott. Soll man ruhig wieder aufrüsten. Nicht nur die großen Bomben. ...

Charly Villons Nachtgebet

Weil niemand meine Seele trinkt
und niemand meine Stimme hört
wenn ich erklinge
Nacht für Nacht, –

Weil niemand meinen Namen spricht
und niemand meine Angst erstickt,
die mich befällt
spür ich die Zeit

auf jeder Zelle meiner Haut
und atme Dunkelheit
tief in meine Lungen ein.

Ich warte – bald bricht die Nacht aus mir
Ich harre – wie süß die Finsternis doch schmeckt
wie süß – wie tot.

Einem geliebten Menschen

Man trägt sie
zu ihren Booten
und lässt sie abwärts treiben.
Die blassen Gesichter
zucken und lächeln
im Schein der Kerzen,
die flussabwärts
bereits entgegen der Strömung
ihnen zu Ehren treiben.
Weinende Kinder;
die Toten verlassen die Stadt.

Die Hündinnen

Die Hündinnen
auf dem Weg über die Mauersteine
ihnen klebt Mondlicht in den Fellen
sie marschieren
heim

Gestürzte Laternen
in ihren Augen und die Straße
mit all ihren Häusern upside-down
Geht dieser Trupp auf hängender Welt
über Schluchtenhimmel

An den Enden
laufen alle Linien zusammen
Hinter jeder Hündin eine Schwester
Unter jeder Pfote ein Stein