Zeit

„Ok, jetzt im Ernst: woher nimmst du die Zeit zum Schreiben?“

„Ehrliche Antwort? Keinen Schimmer.“

„Da muss doch etwas drunter leiden. Deine Arbeit?“

„Nee, die läuft. Fällt mir nicht so schwer, Arbeit und Leidenschaft zu vereinbaren.“

„Dann die Familie!“

„Alles grüner Bereich.“

„Ich könnt das nicht.“

„Was? Arbeiten mit Leidenschaft?“

„Du liest auch immer so viel.“

„Das war jetzt ein Vorwurf, hab ich Recht?“

„Also mir ist das echte Leben wichtiger.“

„...“

„Echte ...

Papierflieger: (1) – Realität

Es gibt ja viele Scetche, die zeigen, was Leute tun würden, wenn sie die Macht eines Yedi hätten. Einen fand ich besonders witzig, weil das einzige, was der Alltagsyedi tat, war, Dinge oder Menschen hochzuheben. Erst die Bettdecke, damit er aufstehen konnte, dann ein Hindernis in seinem Konsolenspiel, der Bösewicht in seinem Lieblingsfilm, der normalerweise seinen Lieblingscharakter kurz vorm Ende tötet.

Am Ende geht er zur Arbeit und hebt das Schild mit seinem Namen ganz nach oben auf der Tabelle: ...

Keine faulen Kompromisse! Es geht um unsere Kinder.

Meines Erachtens haben die Autoren von „Wer nicht schreibt, bleibt dumm“ zwei verhängnisvolle Fehler gemacht. Der erste folgt einem Zeitphänomen: Es wird nicht nüchtern argumentiert, sondern sehr viel emotionalisiert und emotional Argumentiert. Dabei gerät die eigentliche Diskussion oft ins Polemische und ich gestehe, dass ich zu Beginn wirklich kämpfen musste, den Ausführungen der Autoren zu folgen. Viel zu oft machte mich der Stil einfach nur wütend, weil mich das Thema wirklich interessierte ...

„Mir tut die Hand weh vom vielen Schreiben!“

„Die Handschrift ist das Handwerkszeug der Schule. Ein gutes Handwerkszeug spürt man nicht. Mit einem scharfen Messer kann man mühelos schneiden, mit einem guten Hammer leicht einen Nagel einschlagen. Ist aber das Messer stumpf oder der Stiel des Hammers wackelig, wird das Arbeiten um ein Vielfaches erschwert und die Freude an der Aufgabe geht schnell verloren.“ (Brüning und Clauss: Wer nicht schreibt, bleibt dumm; S. 63).

Das klingt nach einer einleuchtenden These. Und die Tragik: die Erkenntnis ...

Praktische Unterrichtskonzepte – Der Spracherfahrungsansatz von Brügelmann und Brinkmann

Es gibt zwei Sätze, die man stets miteinander, besser gesagt gegeneinander abwägen muss. Der erste basiert auf einem alten, arabischen Sprichwort:

„Ein Fährmann sagte einmal: Vertrau mir, ich mach das schon seit hundert Jahren. Aber: Man kann auch hundert Jahre lang etwas falsch machen!“

Auf einer pädagogischen Weiterbildung traf ich auf eine Reihe Grundschullehrerinnen, alle unterschiedlichen Alters und sogar unterschiedlicher Positionen. Neben praktisch tätigen Lehrerinnen waren auch ...

Lesen, Schreiben, Denken, Weltverstehen

Lesen- und Schreibenlernen bedeutet ein aktives Verändern des Denkens und betrifft die Entwicklung der Person insgesamt.

Kinder sind neugierig und sie sind Entdecker. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Wissenschaftler. Sie schaffen sich ihr eigenes Wissen. Am Anfang vertrauen sie auf uns Erwachsene und wir bieten ihnen Lernumgebungen. So funktioniert das grundsätzlich. Als ich in einem Haus wohnte, worin es viele Treppen gab, war meine Tochter die erste in der ganzen Kindergartengruppe, die ...

1 – Warum überhaupt nicht mehr so wie früher?

Die traditionelle Form des Schrifterwerbs gelang mit der berühmten Fibel.

Im Mittelalter, ja, so alt ist das Prinzip Fibel schon, hieß das nette Büchlein ein Abecedarium. Im Laufe der Zeit wurden die Texte darin nicht mehr alphabetisch sortiert, sondern mit Hilfe von kleinen Bibel-Passagen – wovon sich angeblich der Name Fibel ableitet – geleistet, die nach Anlauten sortiert waren. Inzwischen sind Fibeln unfassbar umfangreich und methodisch angereichert. Es gibt Übungen, worin man Reimwörter ...