Satire: die Namensammler

An der einen Stelle sammelt man Namen und Daten und alles, was man über den Namen so wissen kann. Nicht, was man wissen muss, sondern viel mehr. Was es zu wissen gibt. An der einen Stelle sammelt man Namen und Daten und alles, was in dem Namen so alles drin steckt. So wie in einem Ei ein Kücken, so steckt in dem Namen ein Individuum und eine individuelle Realität. Da weiß man irgendwo, dass irgendwo anders ein irgendjemand an irgend einem bestimmten Tag an einem irgend bestimmten Ort war und ...

Was schauen‘s?

Was schauen's denn da? Fußball? Oder Politik? Oder etwas ganz anderes? Ist im Sport gesendet. Redet aber ein Minister drüber. Redet zu wem? Schon mal das gefragt? Redet zu den jungen Ruhrpotttürken? Zu den Integrierten oder über sie? Zu den Nicht-Integrierten? Nicht integrierbar, sagen sie? Zu große Kulturunterschiede? Ach sehen's, ich halt's da wie die Stachelschweine vom Schopenhauer. Ich glaub, alle Kulturen haben so ihre Dornen. Warum ich so red? Passt ihnen was net? Red net gegen ...

Erste Sätze

Ich liebe erste Sätze von Romanen. Aber das kann heute keiner mehr. Gute erste Sätze. Und überhaupt: Moby Dick. Anna Karenina (!), Die Verwandlung, ..., ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der erste Sätze auswendig kann. Dabei beginnen Stories mit ihnen. Sie ziehen dich wie einen Maelstrom in sie hinein. Wer will schon weiterlesen, wenn das erste Wort ein Name ist? Oder ein Dialog - ein Wort hinter einem Gänsefüßchen, ... So fangen Filme an. Nicht das Leben. Das Leben ...

Lebenslänglich (3/3)

Anfang verpasst? Hier klicken für Teil 1 Hier klicken für Teil 2. Steven war verdammt gut im Pokerspielen. Er erkannte einen Bluff. Und er verstand es, zu kontern. „Sie tun mir Leid.“, antwortete er deshalb dem Direktor auf dessen lange Ansprache. „Ganz ehrlich. Sie haben ein so gut sortiertes Haus, führen die Anstalt mit so viel Eifer und Übersicht. Sie bekommen sogar mit, wenn ihr Vorzeigenazi sich mit dem Vorzeigetunesier anfreundet, ihrem politischen Abschiebefall. Aber sie bekommen ...

Lebenslänglich (2/3)

Den Ersten Teil verpasst? Hier klicken! Steven wollte Münz auf dem Weg zur Mensa abholen und ihm von Dr. Lewens Auftritt erzählen, als er unterwegs auf Barek stieß, dessen dunkle Hautfarbe regelrecht blass geworden war. „Was ist dir denn passiert?“ „Nicht mir.“, antwortete Barek leise. Er drückte Steven zur Seite, abseits von dem Häftlingsstrom, der Richtung Mensa trieb. „Es hat heute Nacht einen Toten gegeben.“, sagte Barek düster. „Drüben in A.“ A, damit war wohl der ...

Die Tage des Eisvogels – AUFRUF AN ALLE BLOGGER / LITERATEN!

Wir leben ja schon in merkwürdigen Zeiten. Aber es gibt da eine schöne Sage von Ovid aus den Metamorphosen. Eine Liebesgeschichte, bei welcher die Tochter des Windgottes Aiolos, Alkyone mit Namen, Selbstmord begeht, nachdem ihre große Liebe Keyx bei einem Sturm Schiffbruch erlitt und starb. Sie findet den Leichnam ihres Geliebten am Strand wieder und möchte sich von den Klippen ins Meer stürzen, weil sie sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann. Die Götter haben aber erbarmen und verwandeln ...

Lebenslänglich (1/3)

Als Steven und Barek einander kennenlernten, lief gerade eine Ballade von Linkin Park. Und Barek fing an zu weinen, wie ein kleines Kind. Ihm liefen die Tränen nur so über. Er schluchzte und zitterte am ganzen Körper, dieses massige Fleischpaket. Aber er gab keinen Laut von sich. Und das machte die Sache so schrecklich. Steven hatte sehr selten einen erwachsenen Mann weinen sehen. Aber so weinte kein normaler Mensch. Und deswegen allein war er wohl auf diesen Mann zugetreten, dessen Haut so dunkel ...

Gladiatoren

Gibt es heute noch Gladiatoren? In vielen Science-Fiction Büchern, in Comics, bei Zombiefilmen, überall schleichen sie sich ein in die Moderne. Das Essay dazu findet sich hier: Brot und Spiele Lust auf mehr? Hier eine passende Kurzgeschichte: Teil 1: Hier klicken Teil 2: Hier klicken ...

Das Wutmonster

"Ich habe Angst davor, dass einfach jemand Fremdes zu uns ins Haus kommt", erklärte sie mir. Sie lag im Bett, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen. Sie war totmüde und ihr kleiner Mund wurde ganz groß, als ein unkontrollierbarer Gähnanfall ihren ganzen kleinen Mädchenkörper ergriff. "Keine Angst, es kommt niemand zu uns ins Haus. Wir haben doch die Haustür abgeschlossen und die Läden unten." "Mama hat mir von dem Krankenhaus im Wald erzählt.", sagte sie plötzlich. Ich lächelte gequält. ...