Charly Villons Brief

Der gute Charly ist auf Weltreise derzeit. Ab und an hat er mir in letzter Zeit eine Postkarte geschickt und meist waren kurze Gedichte und Anekdoten darauf, die er mich bat, ich solle sie doch auf meiner Homepage publizieren. Damals, als er losgezogen ist, hat er gelacht und gesagt, ich soll nur abwarten. Wenn seine Worte, meine virtuelle Bühne nicht begehrter machen würden, dann wisse er auch nicht. Es war ein Spaß. Natürlich ist er von seinen Sachen überhaupt nicht überzeugt. Er hält es ...

Der Ekel – Essay

Nietzsche schrieb in Jenseits von Gut und Böse: „Der Ekel vor dem Schmutze kann so groß sein, dass er uns hindert, uns zu reinigen“. Ja, diese Art von Ekel kann lähmend sein. Selbst das Abwaschen des Schmutzes verursacht uns Widerwille. Das ist perfekte Zwickmühle, nicht wahr? Einerseits ekeln wir uns vor uns selbst, weil dieser Schmutz sich ausgerechnet an uns festhält. Andererseits werden wir ihn nicht los, weil wir ihn berühren müssen, um ihn abzustreifen. Natürlich sprechen Nietzsche ...

Sturmzeit (10) – Ende –

  „Ich bin bereit!“, sagte Drafi ein paar Mal. Klatschnass gingen sie durch den Sturzregen in Richtung Marktplatz. Damit waren sie die einzigen. Alle anderen kamen ihnen entgegen. „Der Markt ist geschlossen. Ist keine Marktzeit. Ist Sturmzeit!“, rief ihnen jemand zu. Drafi brüllte ihn an. Es war ein wortloses Schreien, aus tiefster Seele, unter dem der Andere zusammenzuckte und hastig das Weite suchte. „Drafi!“, rief Quinn ihm zu. Aber er ignorierte sie weiterhin. „Was tust ...

Sturmzeit (9)

Zum ersten Teil geht es hier Durch die Luft schwammen düstere Töne. Ein eselköpfiger Mann tauchte plötzlich auf. Er schaute scheel zu Quinn und Drafi hinüber. Langsam tauchte die Nacht die Stadt in ihre Schwärze. Es blitzte kurz. Ein Wetterleuchten. Von der Sommerhitze stieg aus allen Gullideckeln Rauch auf. Der Eselkopf lachte ihnen stumm hinterher. Aus einer Gasse traten Feuergaukler aus dem Dunst. Direkt dahinter: Musiker mit Dudelsäcken und einer laut lachenden, grölenden Gefolgschaft. Über ...

Sturmzeit (8)

Hier fängt die ganze Story an: Klicke für Teil (1)   „Was ist das?“, fragte Quinn. Ihr Finger strich über diese klebrige, grüne Masse. „Sieh dir das an, Brudi.“, wiederholte Josy. Diesmal wischte sie vor ihnen ein wenig des Harzes weg und ehe Neues darüber fließen konnte, sah Quinn endlich, was sie gemeint hatte. „JQJ“, las sie vor. „wer hat das in den Baum geritzt? Sollen wir das sein? Jeanny, Quinn, Josy?“ „Ich war das.“, sagte Josy überraschenderweise. „Du ...

Sturmzeit (7)

Anfang verpasst? Kein Problem: Klick hier für Folge (1) Klick hier für Folge (2) Klick hier für Folge (3) Klick hier für Folge (4) Klick hier für Folge (5) Klick hier für Folge (6) Und lies hier, wie es mit Folge 7 weiter geht: Die Aussicht, von der Jeanny geschwärmt hatte, und die sie jetzt ineinandergehakt von der Aussichtsstelle genossen, war wirklich schön. Nur hatte Quinn keinen Sinn dafür. Drafi stand dicht hinter ihr. Es wäre falsch gewesen, wenn sie sich selbst eingestanden hätte, ...

Sturmzeit (6)

Anfang verpasst? Hier geht es zu Teil (1) Hier geht es zu Teil (2) Hier geht es zu Teil (3) Hier geht es zu Teil (4) Hier geht es zu Teil (5) Und jetzt geht es endlich weiter: Als Josy mit 16 ihren Steven heiratete, hatte sie zu ihrer Schwester wortwörtlich das gleiche gesagt, was sie auf dem Rückweg jetzt auch zu Quinn sagte: „Das war’s. Ich hab den letzten Schlag hinter mir.“ Und weil Quinn nichts antwortete, sondern einfach nur auf den schwarzen Boden vor ihren Füßen starrte, fuhr ...

Sturmzeit (5)

Ohne die ersten vier Teile wird man wohl kaum etwas verstehen. Daher hier klicken, wenn man Teil 1 verpasst hat. Teil 2 ist hier. Teil 3 ist hier. Teil 4 ist hier. Und hier beginnt Teil 5:   Absurderweise sagte Steven: „Ich fürchte, wir haben uns verlaufen.“ Aber er sagte es mit einer ganz tonlosen Stimme. Als wäre nur ein Tonband in ihm am Laufen. Mit seinen Gedanken schien er ganz woanders zu sein. Josy klammerte sich enger an Quinn. „Quinn“, sagte sie. „Sie war wirklich ...

Hitze (2 Miniaturen)

(1) Frau Göring stieg in den Kühlschrank. Tom sah es nicht ein, die Katze dabei aufzuhalten. Seit Miriam vergessen hatte, den Kühlschrank zu schließen, starrte Tom auf das Möbelstück, das seine Kälte in die Küche hinausdampfte. Die Hitze heute war wirklich unerträglich. Es drückte so stark auf den Brustkorb, dass man kaum atmen konnte. Der kleine Tischventilator wälzte träge die Luft hin und her. Kaum wirkungsvoll. Der Kater immerhin grunzte träge, fläzte sich zwischen den holländischen ...

Sturmzeit (4)

Anfang verpasst? Hier klicken für Teil 1. Hier klicken für Teil 2. Hier klicken für Teil 3. Josy war stumm geworden und blass. Irgendwann fragte sie, ob das Mädchen jetzt wirklich tot war. Und dann, als ob das irgend etwas ausgemacht hätte, ob das Mädchen wirklich dunkelhäutig war. Sie entschuldigte sich dafür, dass sie Nazda gar nicht richtig gesehen hatte. Eigentlich nur von hinten. „Sie war ausländisch.“, sagte Quinn. „Etwas dunkel. Aber nicht dunkelhäutig. Weißt du?“ Jeannette ...