Sturmzeit (3)

Teil (1) verpasst? Hier klicken. Zu Teil (2) geht es hier lang. Und hier ist Teil (3):   Der Alkohol wirkte am Tag danach. Die drei Frauen trugen Sonnenbrillen, obwohl es nicht zu hell war. Die Männer trugen Rucksäcke, obwohl kaum etwas drin war. Sie zogen gemeinsam in den Wald hinein. Wie zur Probe trugen Steven und Gerri bereits ihre Kostüme: Steven trug einen schwarzen Lederwurf quer wie eine Toga über der Brust. Gerri dagegen ein nur aus schwarzen, genieteten Lederriemen bestehendes ...

Sturmzeit (2)

Teil (1) verpasst? Hier klicken! Die Weinstube im Erdgeschoss der Pension war bei ihrer Ankunft mäßig besucht. Man sah kurz auf, als sie eintraten. Aber die zweiten Blicke blieben auf ihnen haften. Folgten ihnen. Drafi begrüßte den Wirt wie einen alten Bekannten. Gerri und Steven setzte sich mit Josy und Jeannette sofort an eine Eckbank. Über ihnen hingen zwei ausgestopfte Wildschweinköpfe. Quinn blieb noch unschlüssig zurück. Als sie sah, dass Jeannette zu ihr rüberblickte, bemerkte Quinn, ...

Sturmzeit (1)

  Üble Typen gibt es wie Sand am Meer. Und auf jeden kommt eine Frau, die eine Geschichte zu erzählen hat, weil er irgendwann mal versucht hat, ihr seine Geschichte auf die Haut zu schreiben. Mit blauer Tinte, so nannte zumindest Quinn es, wenn Drafi sie schlug: mit blauer Tinte schreiben. Im Spiegel waren die Flecke verdammt dunkel. Zumindest in dem kaltweißen Neonlicht der Autobahntoilette. Es gibt verschiedene Gründe, warum Männer ihre Frauen schlagen. Gerri, zum Beispiel schlug ...

Musik aus dem Wasserhahn (Essay)

  Man hat als Lehrer immer wieder die Herausforderung, dass man selbst älter wird, während die Klientel immer jünger wird. Man muss sich also darauf einstellen, dass es einen Generationenkonflikt gibt, dass irgendwann der Augenblick kommt, in dem man den anderen nur noch schwer versteht. Ein Beispiel? In meinem ersten Jahr als Lehrer las ich mit einer Klasse eine Geschichte über einen Jungen, der sich im Wald verirrte. Das war an sich keine schwere Erzählung, kein ungewöhnliches Wortmaterial. ...

Was Platon über Instagram und Knight Rider sagen würde (Essay)

Ein altes Sprichwort kennt noch den Ausdruck „Bilderbuchleben“ oder „ein Leben wie im Bilderbuch“. Wenn ich mich an alte Bilderbücher zurück erinnere, dann sehe ich pausbäckige Mädchen mit wehenden Röckchen, lausbübige Kinder, staubige Landstraßen. Und die meiste Zeit Sonnenschein, idyllisches Dorfleben mit Tieren, deren Vornamen man meist kennt und gebrochene Rehbeine, die der Förster mit einem Verband zu heilen versteht. Bilderbücher erzählen immer von einem kindlichen Utopia. ...

Humanismus oder humanistische Religion – Essay

Erich Fromm schrieb, es gäbe keinen Menschen, der nicht ein religiöses Bedürfnis hätte, „ein Bedürfnis nach einem Rahmen der Orientierung und einem Objekt der Hingabe.“ (Psychoanalyse und Religion, S. 243, Z. 248). Allein diesen Satz zu schreiben, irritiert mich. Wieso weiß ich denn so etwas, wenn ich mich selbst doch als a-religiös bezeichne? Auf die Frage, welche Religion ich habe, antworte ich meistens: „Ich bin nicht gläubig, wäre es aber gern.“ Und im Laufe der Gespräche, ...

Der Glaspalast der Katzen

Wohin Katzen verschwinden, wenn sie davonlaufen. Aus ihrer Heimat. Von den sie Liebenden fort, die dann Suchplakate für sie aushängen: Durch feuchte Unterführungen, die so stark nach Urin stinken, dass Menschen lieber den ihnen verbotenen Weg über die Gleise hinweg nehmen und bereits Absperr- und Sicherheitszäune niedergetrampelt haben. Zu den Stadträndern hin, deren Felder schon seit Jahren von Bauern vergessen werden, überwuchern und von Insekten überbevölkert. Hinter die nach Moos und ...

Kinderfänger (6)

Showdown! Anfang verpasst? Hier geht es zu Teil (1) Hier geht es zu Teil (2) Hier geht es zu Teil (3) Hier geht es zu Teil (4) Hier geht es zu Teil (5) Lev hatte oft gehört, dass man sagte, in den Augen könne man die Seele eines Menschen sehen. Oder man könnte in den Augen Gedanken lesen. Er hatte es mal versucht in den Augen eines Mädchens. Sie hatten in seinem Zimmer nebeneinander auf dem Bett gesessen. Und er hatte ihr ganz tief und vor allem intensiv in die Augen geschaut. Eine unglaublich ...

Kinderfänger (5)

Es wird Zeit, dass die Geschichte um Lev und den Kinderfänger an Fahrt aufnimmt und wir uns dem Höhepunkt nähern. Zeit für den Showdown! Den Anfang verpasst? Kein Problem: Hier geht es zum ersten Teil. Hier geht es zum zweiten Teil. Hier geht es zum dritten Teil. Hier geht es zum vierten Teil.   Die Fremde machte keine Anstalten, sich zu verbergen. Sie gab sich keine Mühe, die Tür leise zuzuschlagen; keine Mühe, die Schritte zu dämpfen oder den Weg zur Eingangstür des Verlagsgebäudes ...

Kinderfänger (4)

Eine Horrorgeschichte baut sich meiner Meinung nach langsam auf (Zum ersten Teil geht es hier). Aber es muss sich ein Konflikt aufbauen, der weitere Hintergrundinformationen bringt. (Zum zweiten Teil geht es hier) Die genannten Konflikte müssen sich verschärfen, der Protagonist muss in die Enge getrieben werden und vor eine Entscheidung gestellt werden (Zum dritten Teil geht es hier). Und damit wären wir auch schon beim vierten Teil. Ist die Entscheidung einmal getroffen, wird es so schnell keinen ...